Bäume sind für den Menschen und die Umwelt von großer Bedeutung. Natürlich, sie produzieren Sauerstoff, den wir zum Leben brauchen, sie speichern Kohlenstoff, sie filtern Staub, sie spenden Schatten, geben Mensch und Tieren Nahrung und bieten uns Erholung. Darüber hinaus haben sie für uns Menschen eine weitere Bedeutung, sie stehen für Lebenskraft, Fruchtbarkeit und Stärke, werden in vielen Kulturen verehrt, das Spiel von Licht und Schatten fasziniert uns. So mancher wird sich an Bäume erinnern, die für ihn besonders wichtig waren: der Apfelbaum im Garten, auf den man klettern und so schön lesen konnte, der Birnbaum vorm Fenster, durch den das Mondlicht so wunderbar schimmerte, der Kirschbaum vorm Haus, der so traumhaft blühe, die Weide mit ihren Ästen bis zum Boden, die uns Höhle und Palast bot und und und …

Wie ist es bei Ihnen? 

Gibt es Bäume, die in der Kindheit oder auch später eine besondere Bedeutung für Sie hatten?

Am 25. April ist übrigens der Tag des Baumes, der in Deutschland in diesem Jahr zum 70. Mal gefeiert wird. Er wurde hierzulande von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ins Leben gerufen, um darauf aufmerksam zu machen, wie wertvoll Bäume für uns Menschen und die Umwelt sind. Der Tag soll motivieren, sich für Bäume und Wald einzusetzen. Es ist mittlerweile eine der größten Mitmachaktionen im Baum- und Waldschutz, in deren Rahmen schon Millionen Bäume gepflanzt wurden. 

 

Gerda Laufenberg, Rodenkirchen

Ich komme tatsächlich ins Schwärmen, wenn ich an die Bäume der Kindheit (in Nippes!) denke. Es gab viele Bäume, am Erzberger Platz, an der Flora, bei dem Bauern am Ende der Mauenheimer Straße, dessen Hof jetzt ein Bürgerzentrum geworden ist. 

Später ging es vielen Bäumen überall in Köln nicht an den Kragen, aber an den Stamm; sie wurden für Straßenerweiterungen und neue Häuser gefällt. Heftige Gegenwehr gab es, als in den frühen 80iger Jahren des vorigen Jahrhunderts (ich hoffe, meine Erinnerung nennt mir die richtige Zeit…) alle Bäume auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring gefällt werden sollten, die dort beim U-Bahnbau störten. Sie waren in der Gründerzeit gepflanzt worden, dazwischen gab es Wasserbecken und Fontänen… eine Idylle zwischen Bismarckstraße und Christophstraße, die den Krieg überlebt hatte. 

Wir waren empört, die Anwohner waren empört, Künstler und Studenten waren empört, die Bläck Fööss, die Höhner und viele andere Musiker waren empört… wir mussten was tun, das stand fest. Baumschützer nisteten sich in den Kronen ein und lauschten von oben den täglichen Protest-Konzerten. Wir standen unten um die Bäume herum, versorgten die Baumschützer mit Essen und Trinken, malten Pappschilder mit weinenden Bäumen, applaudierten den singenden oder Reden schwingenden Protestlern; niemand glaubte den Versprechungen der Stadt Köln, dass nach dem Bau wieder neue Bäume gepflanzt würden. Die Proteste endeten irgendwann, die Baumschützer wurden heruntergeholt, die Männer mit den dicken Sägen und den dicken Baggern kamen … und wir heulten. Um jeden einzelnen Baum wurden unzählige Tränen vergossen. 

Aber das muss man der Stadt Köln zugutehalten: Sie hat ihr Versprechen eingehalten. Heute stehen dort wieder Bäume. Sie wurden nach dem U-Bahnbau sofort in beeindruckender Größe neu gepflanzt und konnten schnell wieder zu grünen Schattenspendern werden. Die Leute auf den Bänken, die dieses städtische Baum-Idyll genießen, haben vermutlich keine Ahnung, welche Tragödien sich hier vor ca. 40 Jahren abgespielt haben. 

Immerhin habe ich eins dabei gelernt: Bäume kann man neu pflanzen. Und manchmal hält die Stadt Köln ihre Versprechen tatsächlich ein.   

 

Harald von der Stein, Rodenkirchen 

Ja, die gibt es, jede Menge. Obwohl in Wesseling geboren, sind es hier in Rodenkirchen in erster Linie die Bäume, mit denen ich aufgewachsen bin. Da ich nach meiner Schulzeit beruflich in Rodenkirchen bleiben konnte, bin ich hier ebenso verwurzelt wie sie. Es sind sowohl die mittlerweile eigenen – das Grundstück konnte gerettet werden – die mir Vollmondnächte mystisch verzaubern, aber auch die letzten alten Birken der Heinrich-Heine-Straße, etliche Jahre mein Schulweg, oder die Lindenallee des Auenweges, bis heute mein bevorzugter Weg in den Ort.

Besonders verbunden bin ich mit den Platanen und den Kastanien vor St. Josef. Prägende Erinnerungen an diese Pfarrei und diese Kirche spielen eine wesentliche Rolle. „Bäume sind der Erde endloses Bemühen, mit dem lauschenden Himmel zu sprechen“ – Tagore liefert diesen schönen Gedanken, der mich zu meiner Liebe für die alten Riesen führt.

Schon als kleiner Junge stand ich staunend und ehrfurchtsvoll vor und unter der Kastanie Sürther Straße 1 oder der Platane Auf dem Brand 10. Der Blick z.B. auch auf die Blutbuche im Park 6 begeistert mich seit fast 60 Jahren. Heute sind es drei der wenigen Naturdenkmale in Rodenkirchen. (Alles Privatgrundstücke, bitte nicht betreten) Seit Kindertagen faszinieren mich solche Bäume, so auch noch heute die gigantischen Naturdenkmale am Chlodwigplatz, ebenfalls Platanen oder am Bahnhof Belvedere in Müngersdorf im geschützten Landschaftsbestandteil. Es sind allesamt majestätische Schönheiten. Sie relativieren die Bedeutung des Menschen in angenehmer Weise.

Ein Baum der Sehnsucht war in meiner Kinderzeit, weil unerreichbar, die mächtige Schwarzpappel am 200 Meter-Stein der Rheinkilometrierung südlich des alten Pionierhafens der Wehrmacht, der im Übungsgelände der belgischen Flusspioniere in Westhoven lag und nicht zugänglich war. Sie ist immer noch ein beeindruckender Baum, der meines Erachtens Naturdenkmal-Status erhalten sollte. Diesen Status wünsche ich mir im Übrigen bei etlichen Bäumen auf Privatgrundstücken im Rodenkirchener Stadtgebiet. Eigentümern alter Bäume, die sich um ihre Erhaltung bemühen, sollte geholfen werden, der ND- Status kann ein Weg sein.

Vor über 40 Jahren wurde uns gutachterlich die Fällung unserer eigenen Kastanie empfohlen wegen Einfaulungen an zwei Stammgabelungen. Ich habe das abgelehnt trotz haus- und grenznahem Standort, habe die Faulstellen aussägen lassen, die Stammgabelungen mit Montagezement ausgegossen und zwei Stahlstreben einziehen lassen. Das mag nicht „professionell“ gewesen sein, aber die Plomben sind eingewachsen, sitzen bombenfest, und die Wunden sind verheilt. Der Baum bedankt sich bei mir mit jährlich wundervoller Blüte einer unverstümmelten Krone. Und das seit über 40 Jahren. Schon zwei Drittel meines Lebens erfreue ich mich an dieser Entscheidung.

 

Tanin Sohi, Neustadt-Süd, 26 Jahre

Ich liebe Bäume. Nur kann ich mir leider die Namen der Arten nie merken, die Trauerweide mach ich aber an sich besonders gerne, wegen ihrer melancholischen Wirkung. Und die Bäume hier bei mir ums Eck – sie sind alle der Reihe nah aufgestellt und erinnern mich an Opernsänger:innen. Da habe ich auch einen Lieblingsbaum, der erinnert mich an eine große Hand, die aus der Erde rauskommt.

 

 

 

 

 

Vorherige Umfragen ansehen >>>