Rombachs Finanztipps

Aktienkaufangebote: Vorsicht, Wegelagerer 

Manche Plagen gab es früher einfach nicht. Das gilt auch und mittlerweile ganz besonders in Wertpapierdepots. Ich will Ihnen heute von einer modernen Form des Raubrittertums berichten, natürlich mit dem Ziel, der Belagerte möge möglichst nicht (mehr) darauf hereinfallen.

Seit einigen Wochen werden viele Börsianer mit Kaufangeboten vor allem russischer Aktien wie Gazprom, Rosneft oder Lukoil  geflutet. Das „Problem“ besteht dabei aus zwei Faktoren: Zum einen kommen diese Offerten über die Hausbank des Depotinhabers und zum anderen sind sie lächerlich gering und machen nur ein paar wenige Cents aus, obwohl die Kurse auch russischer Aktien zwar stark gefallen sind, teilweise auch nicht mehr handelbar sind – vor allem ADR´s – sich aber bei einer Wiederaufnahme des Börsenhandels eher bei zehn- bis zwanzigfachen Werten dieser Gebote belaufen sollten.

Kämen solche in meinen Augen dubiose Kaufangebote nicht über die Depotbank, würden sie vermutlich kaum beachtet werden, schon wegen der lächerlich geringen Summen. Da nun aber die Offerte über die Bank quasi einen offiziösen Anstrich bekommt, geraten viele Anleger in einen Vertrauenskonflikt und denken, wenn die Bank mir sowas schickt, dann muss da ja was dran sein, mehr sei derzeit wohl nicht drin. Ich weiß aus früheren Fällen (ganz normaler deutscher Aktien) von mehreren Anlegern, die genau auf solche Konstrukte dieser seltsamen Kaufangebote reingefallen sind, im Vertrauen, daß die Sache „mit der Bank“ wohl seine Richtigkeit hat.

Dieser Effekt wird auch noch durch das ganz schlimme Verhalten mancher Banken befeuert, die ihrem Depotkunden noch ein gesondertes Formular unterjubeln, auf dem Kreuzchen angebracht sind, das Angebot entweder anzunehmen oder nicht anzunehmen oder nur für so und so viele Stücke.  Diese Aufforderung hat dann erst recht quasi halbamtlichen Charakter und führt beim Kunden zum Gefühl, er müsse das auf jeden Fall ausfüllen und beantworten. Das ist schlechterdings eine bodenlose Frechheit und ein moralisch fragwürdiges Abwälzen von Verantwortung.

Dieses Formular nebst der gesamten Offerte gehört einfach in den Papierkorb, aber welcher Depotkunde traut sich das, wenn er sich nicht ganz sicher ist. Wahr ist aber, daß die Bank zu einem solchen Kreuzchen-Setzen-Formular einfach nicht verpflichtet ist.

Zu Ihrem eigenen Schutz weisen die Geldinstitute natürlich darauf hin, daß sie die Werthaltigkeit oder Seriosität des Angebotes nicht geprüft haben und der Kunde diese Pflicht habe, aber wer liest das am Ende schon?

Außerdem ist es – leider – so, daß die Bank selbst die blödesten, unverschämtesten und seltsamsten Kaufangebote an den Kunden weiterleiten muss. Die Verpflichtung der depotführenden Institute ergibt sich aus Nr. 16 der „Sonderbedingungen für Wertpapiergeschäfte“. Die Politik hat sich bisher nicht dafür interessiert, diesen Unfug abzuschaffen.

Auch die BaFin warnt

Immerhin hat die Bankenaufsicht BaFin das Problem längst erkannt und warnt die Anleger vor solchen Angeboten. Die BaFin hat auch auf ihrer Internetseite einen Leitfaden für den Umgang mit solchen Geschäften veröffentlicht.

Für Interessierte also hier der Link: BaFin – Fachartikel – Wertpapiere: Kauf- und Tauschangebote – Hinweise für Anleger

Warum machen die das bloß?

Natürlich stellt sich immer noch die Frage, wo das Motiv der Verursacher solcher Kaufangebote liegt, ob Sie nun Taunus Capital AG, Metafina GmbH, Mufasa GmbH oder wie auch immer heißen.

Naja, ist im Grunde ganz einfach. Es gibt immer welche (siehe oben), die aufgrund des offiziösen Charakters der Offerte schwach werden und solche lächerlichen Preise akzeptieren.

Das glauben Sie nicht? Ich habe selbst vor ein paar Jahren mitbekommen, wie bei der Triplan AG ein Kaufangebot von mehreren Anlegern angenommen wurde, obwohl der Preis lächerlich gering war, ich meine, es wären 27 Cents gewesen. Rund 100.000 Aktien wechselten damals in andere Hände. Nur ein paar Monate später strich der „neue“ Besitzer fast zwei Euro im Rahmen eines Squeeze-out ein.

Ein prächtiges Geschäft also. Sehr prächtig sogar. Und das auf  Kosten von uniformierten Kleinanlegern. Das ist leider nicht strafbar. Aber unmoralisch allemal.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Au Weh. Nun hat es die DWS aber richtig hart getroffen. Die Firmenzentrale wurde jüngst durchsucht, der Chef geschasst, der Vorwurf Anlagebetrug steht im Raum. Die Fondstochter der Deutschen Bank soll „Greenwashing“ im großen Stil betrieben haben. Mit anderen Worten, das was als grün und nachhaltig auf den Fonds draufsteht, sei gar nicht drin.

Erstens, liebe DWS: Nur vom radelnden Fondsmanager zu berichten der dreimal die Woche mit dem Fahrrad 100 km auf dem Weg zur Arbeit und zurück runterstrampelt und sich damit klimaneutral verhält, ist noch lange kein Ausweis grünen Verhaltens im Fondsmanagement.

Zweitens, liebe DWS:

Die Tatsache, dass Fahrradaktien in Fonds der DWS vorkommen (Accell und Shimando) und das auch noch hinreichend bejubelt wird, ist noch lange kein Ausweis für einen nachhaltigen Fonds, dazu sind diese Positionen viel zu mickrig. Mehr als Alibi ist da nicht.

Ein guter Betrüger betrügt intelligenter. Eine gute Bank betrügt lieber gar nicht. Das ist für hinter die Ohren, liebe DWS.

 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de 

Ich freue mich. 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“ 

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de