Rombachs Finanztipps:

Was, zum Teufel, ist eine Nachkaufanleihe?

Diese Kolumne verdanken Sie und ich einem aufmerksamen Börsebius Leser.

 

„Sehr geehrter Herr Rombach,

 

ich habe von der Comdirect folgendes Angebot erhalten.

Da man ja nichts geschenkt bekommt, frage ich mich, wo dabei der Haken ist?

Laufzeit, Kursentwicklung sind klar. Sehen Sie da noch zusätzliche Risiken?

Vielen Dank schon mal,

 

Ihr Dr. G.“

 

Eckdaten zum Produkt:

  • WKN: PF99Y9
  • Name: Nachkaufanleihe auf den EURO STOXX 50
  • Laufzeit: 4 Jahre
  • Basisindex: EURO STOXX 50
  • Kupon: 6,55 % p. a.
  • Startsumme: 50 % anfänglicher Basiswert
  • Investitionslevel: 90 %/ 80 %/ 70 %/ 60 %
  • Zeichnungsfrist: Bis 05.12.2022

 

Die Eckdaten zu dem Produkt hatte mir der Leser direkt mitgeschickt und, auch wenn die Zeichnungsfrist schon abgelaufen ist, bleibt die Sache aufklärungsbedürftig, weil die Anleihe ja an der Börse gekauft werden kann und nach wie vor die Frage offen ist, was zum Teufel eigentlich eine Nachkaufanleihe ist.

Teuflische Konstruktion, höllisch gefährlich

Um den Spannungsbogen mal direkt hoch zu halten: Ich halte diese Nachkaufanleihe für eine teuflische Konstruktion und höllisch gefährlich. Wenn Sie das Produktinformationsblatt aufmerksam lesen, erkennen Sie, daß auch ein Totalverlust eintreten kann. Mir ist – ehrlich gesagt – nicht klar, warum es die Comdirect ein solches Produkt, emittiert von der BNP Paribas,  guten Glaubens anbieten kann.

Mit einer „echten“ Anleihe hat die Nachkaufanleihe nichts gemein, es handelt sich hier vielmehr um ein so genanntes strukturiertes Produkt aus der Welt der Derivate. In der letzten Zeit ist es aufgrund niedriger Zinsen um solche Produkte still geworden, aber kaum steigen die Renditen, schießen diese Angebote wieder ins Kraut und Anleger tun gut daran, sich genau zu überlegen, ob und wie sie auf solche Offerten reagieren, im Zweifel rücken Sie schon mal den Papierkorb beim Lesen in die Nähe.

Wer es nun genau wissen will, wie die Nachkaufanleihe der BNP Paribas funktioniert:  Der Basiswert ist der Euro Stoxx 50. Eine Hälfte des eingesetzten Kapitals wird zunächst einer (festverzinslichen) Barposition zugeordnet, während die andere Hälfte der am Basiswert orientierten Position zufließt. Die Basiswertposition folgt der Indexentwicklung des Euro Stock 50. Während der Laufzeit der Anleihe kann sich die hälftige Aufteilung des eingesetzten Kapitals ändern, je nachdem wie sich der Index verändert. Achtung! Mit jeden 10 Prozent, die der Euro Stoxx 50 gegenüber seinem Startkurs zu Beginn der Laufzeit verliert, fließen 12,5 Prozent des eingesetzten Kapitals aus dem festverzinslichen Bereich in den Basiswert. Im schlimmsten Fall wird also nahezu der gesamte Kapitaleinsatz dem Basiswert zugeordnet.

Wenn Sie das nicht so richtig verstanden haben, keine Sorge. Ich musste mir die Emissionsbedingungen dieser Nachkaufanleihe auch ein paarmal durchlesen.

Im Grunde müssen sich Anleger nur den Satz merken, daß im schlimmsten Fall der Totalverlust des Investments droht. Also Papierkorb, tu Deine Pflicht.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“

 

Mit einigermaßen saublöden bis mäßig lustigen Sprüchen schaffte der Matratzenhersteller Bett1 einen Umsatz von mehr als drei Millionen Schlafunterlagen. Neuerdings übertreiben die Bett1 Leute allerdings maßlos, nunmehr sollen auch Klimaschutz und soziales Engagement daselbst ihr Wesen treiben. „Matratzen schenken Geflüchteten Heimat“, so eine Aussage. Ich finde, genug ist genug.

Noch dümmer treibt es allerdings Alpecin. Wenn es nach denen geht, haben Leute mit Glatze – laut „Faktencheck“ – deutlich weniger Dates als oben haarige Gesellen. „Kojak“ Telly Savallas würde denen einem husten, wenn er noch könnte. Aber eine maßlose Unverschämtheit ist es allemal.

Richtig putzig dagegen eine Kampagne der Bundesregierung. Wer ein paar Tage nicht zu Hause ist, möge doch bitte den Kühlschrank ausschalten. Endlich jubeln alle die Schwaben, die sich eh keinen angeschafft haben, weil sie nicht sicher waren, ob das Licht im Kühlschrank wirklich aus geht, wenn man die weiße Türe schließt.

Merke: Schwaben ohne Kühlschrank, aber mit Haaren haben mehr Dates, wenn sie auf einer Bett1 Matratze ihr müdes Haupt darnieder legen. Sie haben dann einfach besser geschlafen. Oder so. Oder auch nicht.

 

 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de

 

Ich freue mich.

 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

 

Stets, Ihr

Reinhold Rombach

„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de