Rombachs Finanztipps

Glücksfall Nießbrauchdepots

Jüngst hatte ich einen recht interessanten Anruf eines Arztes, der vorhatte, demnächst mit viel Spaß seinen Status als Ruheständler zu genießen. Und dennoch trieb ihn folgende Sorge um. Er nannte ein erkleckliches Wertpapierdepot  sein Eigen und hätte es aber eigentlich gerne an seine Kinder verschenkt, sie kennen das ja, mit warmen Händen und Herzen weitergeben und weiter.

„Ja, Herr Rombach, da habe ich mal eine gute Idee, mein Depot an meine Kinder zu verschenken, aber dann habe ich später zu wenige Erträge, so toll ist die Ärzteversorgung ja nun auch wieder nicht. Also muss ich es wohl oder übel lassen. Wie schade, wie schade.“

Glücksfall Nießbrauchdepot

An der Stelle ist die Geschichte gottlob nicht zu Ende. Im Gegenteil. Meine Leser dürfen sich mit Fug und Recht auf eine wunderbare Lösung dieses „Problems“ einstellen, das sogenannte „Nießbrauchdepot“ bietet hier genau die passende Konstellation für solche Fälle wie oben beschrieben. Mich wundert, daß kaum jemand das Nießbrauchdepot kennt. Alle kennen den Nießbrauch bei Immobilien, niemand aber den Nießbrauch bei einem Wertpapierdepot. Auf der anderen Seite habe ich somit die prima Gelegenheit zu einer spannenden Kolumne, wie ich hoffe.

Wie funktioniert das?

Also, auch bei einem Nießbrauchdepot bekommen zum Beispiel die Kinder das Depot geschenkt, der Schenkende (also etwa die Eltern) kassiert aber die Dividenden und Zinsen weiter. Der Clou: Es werden kräftig Steuern gespart, weil das Finanzamt den Wert des Nießbrauch vom Depotwert abzieht. Wenn man das richtig anstellt, sind mit etwas Glück und den passenden Rahmenbedingungen keinerlei Erbschaftssteuern zu zahlen oder nur sehr wenig.

Das klingt kompliziert, ist es auch.

Wenn also eine 60 Jahre alte Dame ein Depot im Wert von rund einer Million besitzt, das pro Jahr etwa 40.000 Euro an Erträgen abwirft, ist der so genannte Nießbrauchwert rund 555.000 Euro.  Die Dame schenkt also nicht ein Depot im Wert von einer Million, sondern nur den Depotwert minus Nießbrauchwert. Achtung! Wenn Sie jetzt noch den Freibetrag von 400.000 Euro (bei einem Sohn) abziehen, dann muss der Sohn nur noch ein paar wenige Euro Schenkungsteuer zahlen. Und bitte nicht zu vergessen: Die Dame erhält weiterhin alle Früchte (Dividenden, Zinsen, Fondsauschüttungen) aus dem Depot. Das ist schon eine tolle Lösung. Besser geht´s kaum.

Wasserdichte Vertragsgestaltung

Vor die wasserdichte Gestaltung eines Nießbrauchdepot hat der liebe Gott oder eher der Gesetzgeber aber die juristische Absicherung der Konstruktion gesetzt, will heißen, ein handschriftliches Papierchen oder was Selbstgebasteltes geht garantiert schief und findet keine Gnade vor den Augen des Fiskus. Ein professionell formulierter Schenkungsvertrag ist zwingend erforderlich, auch wenn er ein paar tausend Euro Gebühren kostet, die es aber allemal wert sind.

Wo gibt es Nießbrauchdepots?

Gute Frage, schwierige Antwort. Fehlanzeige bei Onlinebanken.

Bei der Deutschen Bank, der Commerzbank kann man im Zweifel fündig werden. Die V-Bank, das ist eine Bank für Vermögensverwalter, bietet das auf jeden Fall an.

Fazit. Kaum jemand kennt die Möglichkeiten, die ein Nießbrauchdepot bietet. Schade auch, daß kaum eine Bank das aktiv anbietet, noch doofer, daß Onlinebanken das Thema nicht kennen. Darüber zu verzagen ist aber völlig unangebracht. Wer richtig sucht, findet auch Institute, die Nießbrauchdepots anbieten. Welch ein Glücksfall.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Manche Investmentfonds haben nicht nur versprochen, in nachhaltige Aktien zu investieren. Die heißen auch noch so. Wie der von der Sparkassen Investmentgesellschaft Deka. Das Deka Flaggschiff heißt „Deka-Nachhaltigkeit Aktien“.
Der Name verpflichtet, aber am Ende bleiben jede Menge Fragezeichen.
Erstaunlich ist bloß, daß beim Deka-Nachhaltigkeit Aktien im Grunde nur die Werte enthalten sind, die etwa auch im Indexfonds MSCI World an oberster Stelle stehen.
Amazon und Coca Cola nachhaltig? Nicht die Bohne.
Und dafür nimmt die Deka 3,75 Prozent Ausgabeaufschlag und jährlich 1,5 Prozent laufende Kosten.
Das ist nachhaltig teuer. Und nachhaltig unverschämt.

 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de 

Ich freue mich. 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“ 

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de