Rombachs Finanztipps

Schreckensszenario IWF und welche Aktien in diesem Umfeld trotzdem laufen

Da muss man erst mal schlucken. Der Internationale Währungsfonds IWF warnt in seiner jüngsten Prognose vor einer sich verschärfenden Rezession und einer drohenden Finanzkrise. In seinem am gestrigen Dienstag veröffentlichten Bericht warnt die Institution eindringlich vor der Gefahr einer globalen Rezession. Zugleich werden in dem Dossier eindeutig Parallelen zur Weltfinanzkrise des Jahres 2009 gezogen.

In seinem „Weltfinanzstabilitätsbericht“ beschwört der IWF die Gefahr eines raschen und ungeordneten Preisverfalls bei Aktien und anderen Vermögenswerten. Der Rat an die Notenbanken lautet daher, alle Anstrengungen zur Eindämmung der Inflation vorzunehmen und abzustimmen. Will heißen, die Zinsen steigen weiter.

DAX 8.000?

Die Warnungen des Internationalen Währungsfonds habe ich gestern mit in die Nacht genommen und heute schon dreimal studiert, kurz nach dem Aufstehen, dann vor dem Kaffee, dann nach dem Kaffee und an der Düsternis des Traktates hat sich (leider) nichts geändert.

Allerdings frage ich mich allen Ernstes, da ich ja ein Verfechter der Kapitalmarkttheorie bin, im Börsenkurs seien alle relevanten Informationen für die Finanzmärkte verarbeitet, also eskomptiert, wie die Fachleute sagen, warum ich heute beim Blick auf den deutschen Aktienindex DAX nicht längst die Zahl 8.000 oder gar niedriger registriere?

Für die Dramatik des IWF gibt es freilich auch genügend Gründe. Natürlich wird es im nächsten Jahr zu einer globalen Rezession kommen, natürlich sind die Folgen des Ukrainekrieges schlimm, was sich vor allem bei der Energiekrise zeigt. Natürlich haben die Notenbanken ungehemmt jahrelang die Märkte mit Geld geflutet und müssen jetzt dramatisch gegensteuern. Nicht zu vergessen, in China verursacht die (verfehlte) Nullcovidstrategie immer noch weltweite Lieferkettenprobleme.

Warum also ist der DAX nicht da, wo er „nachrichtentechnisch“ hingehört?

Es gibt auch Positives

Ich gebe ja zu, so viel habe ich nicht zu bieten, um dem IWF zu widersprechen. Allerdings frage ich mich, wieso der Luxusgüterhersteller LVMH überraschend seine Umsätze steigern kann. Wahr ist auch, daß die Lage am Arbeitsmarkt nach wie vor gut ist und die Volkswirtschaften robuster sind als viele annehmen. Wenn jetzt auch noch die Notenbanken der Inflation entschlossen den Kampf ansagen, kann das durchaus zu einer späteren Erholung der Wirtschaft führen, wenn die Rezession durchschritten ist.

Also vielleicht doch einige wenige, aber gewichtige Faktoren, warum der DAX eben da steht, wo er steht?

Aktien für den Fall der Fälle

Allerdings habe ich mir einige Titel für den Fall der Fälle überlegt, daß ich doch nicht recht habe und die Verwerfungen der Märkte schlimmer werden als erwartet. Natürlich gehören ganz generell Aktien der Pharmabranche dazu wie auch Nahrungsmittelhersteller in ein solches defensives Depot.

Qiagen, SGL Carbon,

Also, mir gefällt derzeit die Qiagen Aktie ganz gut. Der Diagnostikkonzern ist an der Börse rund 10 Milliarden schwer und ist also somit wirklich keine Hinterhofaktie. Der US Konkurrent Thermo Fischer wollte bereits letztes Jahr die Qiagen kaufen und bot dafür schon 11,3 Milliarden Euro. Diese Offerte wurde aber wegen des offensichtlich zu niedrigen Preises abgeschmettert.

Nun aber gibt es Gerüchte über ein Zusammengehen von Qiagen mit der amerikanischen Bio-Rad Laboratories. Und wo Rauch ist, da ist meines Erachtens auch Feuer.

Ebenso finde ich, daß die Aktien börsennotierter Kohlefaserspezialisten einen Blick wert sind, genauer mehrere Blicke. Diese Unternehmen produzieren mit Karbon Verbundwerkstoffe, die stabiler sind als Aluminium oder Stahl. Gerade in Zeiten der Klimakrise und hoher Energiekosten sind Carbonfasern gefragter denn je. Und zwar sowohl in der Luft- und Raumfahrt als auch in der Automobilindustrie. Kurzum. SGL Carbon sind eine klare Alternative.

Mit diesen Titeln könnte der Anleger für den Fall, daß der IWF doch recht hat mit seiner Einschätzung, ganz gut einen vernünftigen Depotmix schaffen. Vorsicht ist und bleibt aber die Mutter der Porzellankiste.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Arne Schönbohm soll abgelöst werden. Arne wer? Den Mann kennt in der Öffentlichkeit keiner, der ist aber so sehr wichtig für die IT-Sicherheit in der Bundesrepublik Deutschland. Genauer, sollte er sein, was er möglicherweise just nicht war.

Jener Schönbohm hat vor Jahren auch noch einen Verein gegründet, genauer den „Cyber-Sicherheitsrat Deutschland“ (CSRD) und ein Vereinsmitglied namens „Protelion“ ist ein russisches Unternehmen mit Verbindungen zu dortigen Geheimdiensten.

Der BSI Präsident stolpert nun wohl über eine Teilnahme an einer Feier des CSRD.

Was, nur darüber? Das darf doch wohl alles nicht wahr sein.  Den Schlaf, den hier etliche Stellen halten, ist ganz gewiss nicht einer der Gerechten. Irgendwo in Moskau lachen sich welche halb schlapp.

 

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Ich freue mich. 

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Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“ 

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de